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Was ist eine Gefährdungsbeurteilung
Definition, gesetzliche Grundlagen und Tipps für den Einstieg
Wer im Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) oder der Personalabteilung tätig ist, stößt zwangsläufig auf den Begriff der Gefährdungsbeurteilung. Doch was genau bedeutet das und warum ist es für öffentliche Einrichtungen wichtig?
Definition: Was genau ist eine Gefährdungsbeurteilung?
Eine Gefährdungsbeurteilung ist ein zentrales Instrument im Arbeitsschutz, um Arbeitsbedingungen systematisch auf Gesundheitsgefahren zu analysieren. Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, für alle Arbeitsplätze und Tätigkeiten mögliche Gefährdungen für Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu ermitteln und geeignete Schutzmaßnahmen abzuleiten. Diese Pflicht ist im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) festgeschrieben. Seit 2013 verlangt das Gesetz ausdrücklich, dass auch psychische Belastungen bei der Arbeit im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden. Vernachlässigt ein Arbeitgeber die Durchführung, können rechtliche Konsequenzen drohen.
§ 5 ArbSchG bildet die rechtliche Hauptgrundlage – hier ist geregelt, dass jeder Arbeitgeber “die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes“ treffen muss, wofür zunächst eine Beurteilung der Arbeitsbedingungen zu erfolgen hat. Ergänzend geben Unfallversicherungsträger (z.B. in DGUV-Vorschriften) konkrete Vorgaben, wie Gefährdungsbeurteilungen umzusetzen sind. In der Praxis bedeutet dies: Potenzielle Gefährdungsfaktoren am Arbeitsplatz identifizieren, Risiken bewerten, Schutzmaßnahmen einleiten und die Ergebnisse dokumentieren. Die Gefährdungsbeurteilung ist kein einmaliger Akt, sondern ein fortlaufender Prozess, der regelmäßig aktualisiert werden sollte – etwa bei Veränderungen im Arbeitsablauf oder nach Zwischenfällen.
Physische und psychische Gefährdungsbeurteilung
Ursprünglich konzentrierte sich die Gefährdungsbeurteilung auf physische Risiken wie Unfälle, ergonomische Probleme oder Lärm. Seit 2013 umfasst sie ausdrücklich auch psychische Belastungen. Dazu zählen Zeitdruck, monotone Tätigkeiten, Konflikte am Arbeitsplatz und fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte. Arbeitgeber sind verpflichtet, beide Dimensionen zu erfassen und geeignete Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Häufige Gefährdungen im Überblick
Studien zeigen, dass psychische Belastungen stark zunehmen: Jeder vierte Beschäftigte leidet unter arbeitsbedingtem Stress, meist aufgrund von hohem Zeitdruck, Arbeitsüberlastung oder Konflikten im Kundenkontakt. Zu häufigen physischen Gefährdungen zählen Rückenprobleme, Fehlhaltungen bei Bildschirmarbeit sowie Unfallrisiken durch Stolpern oder Ausrutschen.

Befragung von 4457 Teilnehmenden durch Statistia
Herausforderung Homeoffice
Homeoffice stellt Arbeitgeber und BEM-Verantwortliche vor besondere Herausforderungen. Trotz räumlicher Distanz bleiben gesetzliche Verpflichtungen bestehen. Typische Risiken im Homeoffice umfassen ergonomische Defizite (falsche Möbel, Bewegungsmangel), Isolation und verschwimmende Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben, was zu Überlastung führen kann. Arbeitgeber sollten klare Vorgaben zur Arbeitsplatzgestaltung und regelmäßigen Pausen machen. Im Rahmen des BEM erschwert Homeoffice die persönliche Kommunikation, sodass engerer Austausch notwendig ist.
Bedeutung der Gefährdungsbeurteilung im öffentlichen Dienst
Auch öffentliche Einrichtungen wie Verwaltungen, Schulen und Krankenhäuser unterliegen der Pflicht zur Gefährdungsbeurteilung. Besonders relevant sind hier psychische Belastungen durch hohe Arbeitsdichte, ständigen Bürgerkontakt oder interpersonelle Konflikte. Physische Belastungen betreffen vor allem ergonomische Mängel bei Büro- und Bildschirmarbeit. Die Zusammenarbeit mit Unfallkassen und Nutzung spezifischer Leitfäden erleichtert die Umsetzung.
Fazit
Eine gut durchgeführte Gefährdungsbeurteilung verbessert nicht nur die Arbeitsbedingungen und reduziert Ausfallzeiten, sondern unterstützt auch wirkungsvoll das Betriebliche Eingliederungsmanagement. Wer neu in das Thema einsteigt, sollte die Gefährdungsbeurteilung als zentrale Aufgabe sehen und aktiv Fachleute hinzuziehen, um Risiken effektiv zu minimieren und ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen.
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Gefährdungsbeurteilung in der öffentlichen Verwaltung
7. Juli 2025, digital
- Durchführung und Analyse der psychischen Gefährdungsbeurteilung
- Konkrete Strategien zur Prävention und Intervention bei psychischen Belastungen
- Evaluation und Nachhaltigkeit