Die risikobasierte Verwaltungskontrolle
Die risikobasierte Verwaltungskontrolle
Mit Jan Riener
Regierungsdirektor im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum
In unserer Blogreihe Auf den Punkt gebracht vermitteln wir komplexe Inhalte durch einfache Fragen an Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes.
Die risikobasierte Verwaltungskontrolle ist eine echte Neuerung im Bereich der Förderungpraxis. Vor der Jahreskonferenz zur ESI-Fonds und den Vereinfachten Kostenoptionen konnte inn:öv mit Herrn Jan Riener zu diesem Thema sprechen.
Was ist die risikobasierte Verwaltungskontrolle und für wen ist sie wichtig?
Risikobasierte Verwaltungskontrolle bringt frischen Wind in die Verwaltungspraxis, indem sie gezielt dort ansetzt, wo es wirklich brennt. Dieser Ansatz, der bereits erfolgreich in der Bundeshaushaltsordnung bei der Verwendungsnachweisprüfung und teilweise in der Agrarförderung verankert ist, konzentriert Ressourcen und Aufmerksamkeit auf die wirklich kritischen und fehleranfälligen Bereiche. Das Ergebnis? Eine effizientere Verwaltung, die sich auf das Wesentliche konzentriert und hilft, Zeit und Geld zu sparen. Dieser Ansatz ist ein Segen für alle, die als Projektträger mit der Verwaltung und Abrechnung von Vorhaben zu tun haben.
Was sind die Herausforderungen bei der Einführung der risikobasierten Verwaltungskontrolle?
Der Übergang zu einer risikobasierten Verwaltungskontrolle ist ein echter Paradigmenwechsel, der seine eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Der größte Stolperstein? Ein tiefgreifendes Umdenken bei allen Beteiligten, insbesondere bei den Sachbearbeitern, und die Einführung von statistischen Methoden. Es geht darum, ein neues Verständnis dafür zu entwickeln, dass ein gewisses Maß an Risiko akzeptabel ist, solange das System effektiv funktioniert. Diese Veränderung kann anfangs zu Unsicherheiten führen und erfordert eine klare Kommunikation und Führung, um die Vorteile dieses neuen Ansatzes zu verdeutlichen.
Welche 2 Tipps möchten Sie den Lesern für die Einführung geben?
Erstens, Schulung und Weiterbildung: Es ist unerlässlich, alle Beteiligten gründlich zu schulen. Hierbei geht es nicht nur um die Vermittlung der Grundlagen risikobasierter Kontrollverfahren, sondern auch um das Verständnis vom Umgang mit statistischen Analysen und Bewertungstools.
Zweitens, Förderung einer Kultur des Risikobewusstseins: Schaffen Sie eine Kultur, die risikobasierte Verwaltungskontrolle als integralen Bestandteil der täglichen Arbeit betrachtet . Regelmäßige Diskussionen über die Vorteile dieser Methode und die Information über mögliche Ressourcengewinne. Schaffen Sie ein Umfeld, in dem die Methode nicht nur akzeptiert, sondern als Chance für effizienteres Arbeiten gesehen wird.
Wir bedanken uns vielmals für das Kurzinterview, Herr Riener.
Jan Riener ist Regierungsdirektor im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum und verfügt über langjährige Prüferfahrung auf europäischer und nationaler Ebene. Als Diplom-Verwaltungswirt (FH), Magister Artium und zertifizierter Certified Fraud Examiner (CFE) bringt er fundiertes Wissen und praxisorientierte Expertise in den Bereichen Prüfungen, Agrarförderung und Projektmanagement mit.
Seit 2016 ist er als Referent in der EFRE-Prüfbehörde und der Internen Revision tätig und hat zuvor die Prüfbehörde für den Europäischen Sozialfonds (ESF) im Finanzministerium Nordrhein-Westfalen geleitet. Seine Prüferfahrungen erstrecken sich über zahlreiche Bereiche, von Agrarförderung (EGFL, ELER) bis hin zu Förderprogrammen für ländliche Entwicklung (Leader+), die er in verschiedenen Positionen gesammelt hat.
Als Experte in Twinning-Projekten und erfahrener Dozent gibt Jan Riener sein umfangreiches Wissen regelmäßig an Fachkollegen und Nachwuchskräfte weiter. Er ist spezialisiert auf europäische Förderpolitik, Prüfverfahren sowie Betrugsprävention und setzt in seinen Lehrveranstaltungen einen starken Fokus auf praxisorientierte Fallbeispiele und die Anwendung europäischer Richtlinien in der Verwaltung.